Die Krankenkassenprämien sind für viele Haushalte eine grosse Belastung. Auch im nächsten Jahr werden die Prämien wieder steigen, durchschnittlich um 6 %. Das liegt auch an falschen Anreizen und einer mangelnden Koordination unter den Akteuren des Gesundheitssystems. Am 24. November hat die Stimmbevölkerung die Chance, diesem Trend entgegenzuwirken: mit einem Ja zur einheitlichen Finanzierung (EFAS).
Heute tragen die Krankenkassen 100% der Kosten für ambulante Behandlungen, während sie nur 45% der stationären Behandlungen übernehmen. Dies führt dazu, dass die Krankenkassen keinen Anreiz haben, auf günstigere, medizinisch sinnvolle und für die Patientinnen und Patienten häufig angenehmere, ambulante Behandlungen zu setzen. Stattdessen werden zu viele Behandlungen stationär, also mit Spitalaufenthalt, durchgeführt. Das zeigt auch der Vergleich mit dem Ausland.
Die zur Abstimmung stehende Reform korrigiert diesen Missstand: Künftig übernehmen Krankenkassen höchstens 73 % und Kantone mindestens 27 % der Kosten – unabhängig davon, ob die Behandlung ambulant oder stationär erfolgt.
Die Reform fördert die Zusammenarbeit zwischen Ärzt:innen, Therapeut:innen, Apotheken, Spitex, Spitälern und Pflegeheimen. Für das Pflegepersonal gehen Nachtschichten und unregelmässigere Arbeitszeiten zurück. Zudem wird in der Langzeitpflege betreutes Wohnen attraktiver und Pflegebedürftige können länger zuhause betreut werden. Hier müssen kostendeckende Tarife vorliegen, die auf einer einheitlichen, transparenten Kosten- und Datenbasis beruhen. Für wesentlich bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege brauchen wir aber die rasche Umsetzung der Pflegeinitiative, da hilft weder ein Ja noch ein Nein zu EFAS!
Durch die verbesserte Koordination und die Stärkung der ambulanten Medizin können jährlich 440 Millionen Franken eingespart werden. Zudem müssen sich die Kantone wieder stärker an den Gesundheitskosten beteiligen und können nun auch im ambulanten Setting mehr mitentscheiden.
Die einheitliche Finanzierung löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen. Aber sie führt zu mehr Gerechtigkeit und reduziert Fehlanreize, welche aus Behandlungssicht unnötig und für die Prämienzahlenden teuer sind.
(Dieser Beitrag ist in den CH-media am XXX erschienen)