Geschlechterquote in staatsnahen Verwaltungsräten

Vor 47 Jahren wurde in Basel-Stadt das Frauenstimm-und Wahlrecht eingeführt. Im Grossen Rat (kantonales Parlament) sitzen heute gerade einmal 31% Frauen. Zieht man das Grüne Bündnis und die SP ab, sind es gerade mal 9.09%. Es scheint als würden sich vorallem jene Partei gegen die kantonale sinnvolle Geschlechterquote in Aufsichtsgremien wehren, die zur veralteten Rollenverteilung tendiert und nicht einmal im Ansatz über eine adäquate Geschlechtervertretung in der Politik verfügt.
Die Regierung schlägt eine Geschlechterquote von 33.3% in staatlichen und staatsnahen Verwaltungsräten vor. Ein sehr moderater Vorschlag, dennoch hagelt es bereits mit Kritik: Seitens der SVP (Frauen im Grossen Rat: 0) und der Jungfreisinnige (im Grossen Rat gar nicht vertreten).

Ja, ich muss zugeben. Ich bin keine Freundin von Quoten. Mein Wunsch wäre es, dass keine Quoten eingeführt werden müssen, sondern dass ein natürlicher Mix zwischen Frauen und Männern auch in Verwaltungsräten zur Normalität gehören würden, sodass man sich auf die inhaltlichen Diskussionen konzentrieren könnte. Doch dies ist leider noch nicht der Fall. Frauen sind noch immer massiv untervertreten. Und dies nicht, weil sie einfach die gesuchten Anforderungen oder die Qualifikation nicht mitbringen.
Staatsnahe Betriebe haben eine Vorbildfunktion für die Privatwirtschaft. Deshalb erscheint es mir sinnvoll dort eine gemässigte Geschlechterquotenregelung einzuführen.

In Verwaltungsräten zählt nebst der Qualität (oder der vermeintlichen Qualität) die Vernetzung dieser Mitglieder. Männer haben hier einen grossen Vorsprung, weil Frauen sich generell noch nicht so lange in der Berufswelt etablieren konnten und weil man(n) ihnen weniger Kompetenz und Durchsetzungsvermögen zutraut.
Um dieser Ungleichheit entgegen zu treten, ist eine moderate Geschlechterquote eine mögliche Antwort. Die Jungfreisinnigen sehen das anders. Der Jungsporn der FDP – mit nottabene 0% Frauen in ihrem eigenen Vorstand (6 Männer!)– drohen bereits jetzt mit dem Referendum. Vielleicht bangen sie um ihre zukünftigen Verwaltungsratsmandate.[2]
Sie geben sich fortschrittlich und merken nicht, dass sogar ihre Parteikolleginnen auf nationaler Ebene gemerkt haben, dass die Zeit gekommen ist. Die Generalsekretärin der FDP-Frauen sagte laut SRF, dass es an der Zeit sei ein Zeichen zu setzen und die FDP-Frauen deshalb die Forderung nach Quoten im Sinne einer Zielvorgabe unterstützen würden.  Im Service public seien Quoten richtig, weil die öffentliche Verwaltung mit gutem Beispiel vorausgehen müsse und mit Steuergeldern finanziert werde.[3]

Die SVP Basel-Stadt hat gar Mühe Geschlechterquote von Frauenquote zu unterscheiden. Mit Vehemenz lehnen sie den moderaten Vorschlag der Regierung ab.  „In der Schweiz wird keine Frau daran gehindert, Karriere zu machen oder ihren beruflichen Ehrgeiz auszuleben. Entsprechend sind solche Frauenquoten überflüssig.“, schreiben sie in ihrer Medienmitteilung. Ich modifiziere den Satz leicht: „In der Schweiz soll keine Frau daran gehindert werden, Karriere zu machen oder ihren beruflichen Ehrgeiz auszuleben. Es sollen ihr keine Hindernisse in den Weg gestellt werden um in das noch Männerdominierte Milieu zu gelangen. Solange sich in dieser Hinsicht nichts bewegt, ist eine Geschlechterquote leider unumgänglich.

Offen bleibt, wie sich nebst der SVP die anderen Parteien positionieren werden. Die GLP hat in Zürich einen Vorstoss mitlanciert, der auf städtischer Ebene eine Kadergeschlechterquote von 35% verlangt. Letzten September hat der Vorstand der  FDP-Frauen Schweiz einstimmt beschlossen, eine Frauenquote zu unterstützen (wie bereits erwähnt):  «Der Staat muss jedoch dann eingreifen, wenn die Chancengleichheit faktisch nicht existiert.» sagt ihre Zentralsekretärin dem SRF. Ich bin gespannt, wie sich die FDP  (ohne eine einzige Frau im Grossen Rat!) und die anderen Parteien dazu äussern werden.