Prävention: Tigermücken wirksam bekämpfen

Die Tigermücke breitet sich immer weiter aus. Dies kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung haben. Im August 2019 habe ich im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt dazu eine Anfrage eingereicht. Der Regierungsrat antwortete darauf eher ablehnend. Er würde beobachten.
Im Juni 2020 doppelte ich dann nach und forderte mit einem Anzug konkret die Prüfung, ob es wissenschaftliche Ansätze gibt (welche sinnvollerweise – in Zusammenarbeit mit einem Forschungsinstitut auch in der Region Basel) ausprobiert werden könnte. Auch hier der Regierungsrat sehr zurückhaltend, aber der Anzug wurde dem Regierungsrat für eine Stellungnahme innert 2 Jahren überwiesen.

Die neusten Entwicklungen der Tigermücken zeigen: Der Kanton Basel-Stadt wird aktiv. Merkblätter gehen raus, Massnahmen in Freizeitgärten werden in Erwägung gezogen. Ich bin froh, dass der Kanton agiert! Doch das alleine reicht nicht.
Erstens muss die Prävention grundlegender sein und zweitens soll die Thematik vermehrt auch überkantonal aufgenommen werden. Die Tigermücken, respektive deren Folgen sind kein rein baselspezifisches Thema.
Aus diesem Grund reiche ich eine Interpellation ein, welche ähnliche Forderungen wie jene in Basel hat.


Interpellation Sarah Wyss: Nachhaltig und innovativ Tigermücken-Auswirkungen bekämpfen – eingereicht am 4. Mai 2021 im Nationalrat

Text: Die Tigermücke breitet sich immer weiter aus. Dies kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung haben. Die Interpellantin bittet den Bundesrat um die Beantwortung folgender Fragen:

  • Wie sieht die Lage der Verbreitung der Tigermücke aktuell in der Schweiz aus? Wie gut funktioniert das Monitoring?
  • Die seit längerem bestehende Population im Tessin breitet sich trotz Bekämpfungsmassnahmen immer weiter aus, mittlerweile ist die dortige Population so gross, dass es dort zu einem lokalen Ausbruch von durch sie übertragene Tropenkrankheiten kommen. Die gewählten Bekämpfungsmassnahmen scheinen nicht zielführend zu sein. Welche konkreten Massnahmen werden vom Bund zur effektiven Bekämpfung der Tigermücke unternommen?
  • Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Kantonen und dem nahen Ausland aus um die Gefahr der Tigermücken strategisch sinnvoll bekämpfen zu können?
  • Wäre es aus Sicht des Bundesrates sinnvoll, in Zusammenarbeit mit einer Forschungsanstalt (beispielsweise dem Tropeninstitut/public health institute) ein Pilotprojekt analog zur Vorgehensweise der in der Begründung erwähnten Forschungsgruppe zu initiieren, um die vollständige Eliminierung der Tigermücke zu erreichen? Falls nein, weshalb nicht? Falls ja, welche nächsten Schritte sind geplant?

Begründung: Mit dem Klimawandel steigt die Gefahr der Einführung neuer Krankheitserreger und deren Vektoren massiv an. Seit 2018 ist bekannt, dass sich die Tigermücke u.a. in Basel erfolgreich ansiedeln konnte. Diese äusserst aggressive Mückenart ist als Vektor verschiedener Tropenkrankheiten bekannt. So überträgt sie das West-Nil-Virus, Gelbfieber, Dengue-Fieber, das Chikungava-Fieber und vermutlich auch das Zika-Virus. In verschiedenen Regionen Europas konnte sich die Tigermücke schon erfolgreich ansiedeln, vergrösserte danach ihre Population innerhalb kürzester Zeit erheblich und trat schon als Überträger von eingeschleppten Tropenkrankheiten in Erscheinung. So verursachte sie bisher in Kroatien, Italien, Südfrankreich und Spanien lokale Ausbrüche des Chikungava-Fiebers, welches ursprünglich nur in den Tropen Afrikas und Asiens vorkam. Es ist somit offensichtlich, dass die Ausbreitung dieser Mückenart zu einer grossen Gefahr für die Bevölkerung werden wird. Das von den Kantonen BS und BL bisher ausgearbeitete Bekämpfungsprogramm setzt laut vorhandenen Informationen auf Kontrolle und die Sensibilisierung der Bevölkerung, potentielle Brutgebiete zu eliminieren. Einer Forschungsgruppe der chinesischen Sun-Yatsen-Universität Guangzhou ist es nun mit einem neuen Ansatz gelungen, die Fortpflanzung der Tigermücke in einer lokalen Hochburg des Chikungava-Fiebers nahezu vollständig zum Erliegen zu bringen. Sie züchten dazu Millionen männlicher Tigermücken, welche mit drei Stämmen des Wolbachia-Bakteriums infiziert waren. Begatten männliche Tigermücken, welche mit einem Stamm dieses Bakteriums infiziert sind, weibliche Tigermücken, welche nicht mit dem entsprechenden Stamm infiziert sind, sind die daraus entstehenden Embryonen nicht überlebensfähig. Da bei der massenhaften Zucht von Stechmücken es nicht vermieden werden kann, dass dabei auch weibliche Exemplare in die Umwelt gelangen, war diese Methode alleine bisher nicht langfristig erfolgversprechend, da sich mit der Zeit eine resistente Population etablieren könnte. Deshalb kombinierte die Forschungsgruppe die Methode mit einer Sterilisation der Mücken mit Gammastrahlung, wodurch eine Reproduktion gänzlich ausgeschlossen werden konnte. Die Anzahl der gefundenen überlebensfähigen Eier sank mittels dieser Methode um 94%. Würde diese Methode frühzeitig in einer sich etablierenden Population angewendet, bestünde die Möglichkeit, diese Population komplett zu eliminieren. Quelle: https://www.nature.com/articles/d41586-019-02160-z.