Im Spitalwesen kriselt es… 

Fast täglich erreichen lesen wir es in Zeitungen: Gewissen Spitälern geht es finanziell schlecht, SRF 10vor10 hat am 5. April 2024 darüber berichtet. Auffallend dabei ist, dass es sich fast ausschliesslich um Grundversorgungsspitäler handelt – oftmals auch um solche, welche sich in öffentlicher Hand befinden. 

Zwei naheliegende Schlussfolgerungen gehen Ihnen, liebe Leser:innen, vielleicht durch den Kopf: Entweder sind die Grundversorger unterfinanziert oder aber öffentliche Spitäler funktionieren einfach nicht effizient genug.

Doch so einfach ist es nicht. Viele Gründe – je nach Spital variieren diese – führten zu dieser Tatsache. Ich versuche hier einige Gründe (nicht vollständig) zu nennen, vor allem aber einige Lösungsansätze zu skizzieren (ebenfalls nicht vollständig). Für eine allumfassende Analyse bräuchte es mehr als einen Blogbeitrag – es bräuchte ein Buch. Ja, vielleicht schreibe ich dieses eines Tages.  

Gründe: 

  • Nachwehen der Auslagerung: Bei der (Teil)auslagerung  vieler Spitäler aus der kantonalen Verwaltung wurden diese finanziell unterschiedlich gut ausgestattet. Und teilweise wurde ihnen auch ein Investitionsstau mit auf den Weg gegeben. 
  • Unterfinanzierte Leistungen, oftmals im ambulanten Bereich: Gewisse Leistungen sind tariflich unterfinanziert oder aber zusätzliche Kosten, wie beispielsweise aufwändige Angehörigenbetreuung, Sozialdienst, etc., werden nicht/ungenügend finanziert. 
  • Aufnahmepflicht und finanziell unattraktive Leistungsaufträge: Derzeit sind v.a. Grundversorger mit Aufnahmepflicht von finanziellen Schwierigkeiten betroffen. Diese haben einen hohen Anteil an Vorhalteleistungen (also zum Beispiel Betten, welche für Notfälle freigehalten werden müssen), aber sie betreuen auch Patient:innen, welche etwas anspruchsvoller zu behandeln sind.
  • … 

Selbstverständlich sind es aber nicht nur externe Faktoren, sondern auch interne Faktoren wie Missmanagement, Schaffung von Überkapazitäten (und die anschliessend fehlende Auslastung) oder zu teure (und unnötige) Bautätigkeiten führten und führen zur Spitalkrise. 

Konsequenzen 

Die Grundversorgung ist das Herz unseres Gesundheitssystems – ob ambulant oder stationär. Wir können und dürfen es uns nicht leisten diese Grundversorgung zu gefährden. Dies bedeutet aber nicht, dass Steuerzahlende zwingend jedes Spital retten müssen. Gerettet werden muss nämlich nicht das Spital als solches, sondern die Versorgungssicherheit. Und diese Versorgungssicherheit ist beim Konkurs gewisser Spitäler in Gefahr. 

Mögliche Lösungsansätze 

Kurzfristig kann es aus Versorgungssicht sinnvoll sein, Spitäler mit Darlehen, aber auch mit à-fond-perdu Beiträgen zu unterstützen. Mittelfristig werden wir aber nicht darum herumkommen, endlich an den Strukturen zu rütteln. Für eine qualitativ hochstehende und bezahlbare Versorgung brauchen wir:

  • Eine national oder interkantonal verbindliche Spitalplanung: Eine Fehlversorgung durch Unter- oder Überkapazitäten ist aus Versorgungssicht Gift und noch dazu unnötig teuer. 
  • Ambulant vor stationär vorantreiben: Damit dies gelingt, braucht es zwingend kostendeckende Tarife und die Umsetzung von EFAS.
  • Kostenintensiver Notfall entlasten durch die Stärkung der Gesundheitskompetenz und durch eine gute und flächendeckende Grundversorgung. 
  • Das Finanzierungssystem, welches auf Quantität (ob als Fallpauschale im stationären Bereich, oder als Zeittarif im ambulanten Bereich) beruht, muss ersetzt werden durch qualitative Anreizsysteme. Vorhalteleistungen müssen konsequent durch Objektbeiträge kostendeckend finanziert werden. 
  • Und schliesslich braucht ein gesundes, effizientes und gutes Spitalwesen auch motivierte und genügend Fachpersonen. Eine rasche Umsetzung der Pflegeinitiative wie auch die Anstellung von genügend Fachpersonen ist unabdingbar.