Ruhestand nur noch für Reiche?

(Dieser Beitrag ist im Rahmen pro/contra am 5.1.2024 in den CH-Medien veröffentlicht worden)

Die Bevölkerung wird immer älter und das ist erfreulich! Die Renteninitiative der Jungfreisinnigen als Lösung ist jedoch falsch und gefährlich. Sie stellt einen drastischen Rentenabbau dar, wobei Normalverdienende bestraft werden, indem sie länger arbeiten, aber mit weniger Rente auskommen müssen. Auch Frühpensionierungen in besonders harten Jobs sind mit der Initiative gefährdet. Ein solcher Rentenabbau ist weder notwendig noch zielführend. Was wir brauchen ist eine grundsätzliche Stärkung der ersten Säule – der AHV.

  • Arbeiten bis zum Umfallen? Bereits heute gehen rund ein Drittel der Menschen früher in die Rente – sofern es finanziell möglich ist. Menschen mit einem durchschnittlichen Einkommen oder auch im Teilzeitpensum können sich heute keine Frühpensionierung leisten. Durch eine schrittweise Erhöhung des Rentenalters werden deshalb vor allem Normalverdienende und Menschen mit wenig Angespartem gezwungen noch länger zu arbeiten – obwohl viele von ihnen bereits im Alter von 16 Jahren ins Berufsleben eingetreten sind.
  • Unsicherheit und Arbeitslosigkeit? Die Initiative vernachlässigt die aktuellen Gegebenheiten auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere in Bezug auf ältere Arbeitnehmende. 60- bis 64-Jährige weisen derzeit die höchste Arbeitslosenquote auf und im Vergleich zu anderen Altersgruppen sinkt diese Quote langsamer. Es bedarf daher Anstrengungen, die Arbeitslosigkeit im Alter zu verringern, anstatt das Rentenalter zu erhöhen.
  • Kürzungen sind notwendig? Nein. Obwohl es immer mehr Rentner:innen gibt, bleibt das System der AHV stabil, da unsere Wirtschaft produktiver wird und dadurch die Löhne steigen. Auch beteiligen sich erfreulicherweise immer mehr Frauen an der Erwerbsarbeit. Deshalb steigen die Beiträge an die AHV. Angstszenarien aus der Vergangenheit haben sich bislang nicht bewahrheitet. So musste der Bundesrat selbst seine Berechnungsmodelle revidieren. Gemäss den offiziellen Finanzperspektiven wird die AHV  bis 2030 Reserven in Höhe von 70 Milliarden erreichen.

Die AHV muss gemäss der Verfassung existenzsichernd sein. Anstatt die AHV mit einer generellen Erhöhung des Rentenalters zu schwächen, sollte sie gestärkt werden beispielsweise durch die Initiative für eine 13. AHV-Rente.