KPT-Effekt führt zu höheren Prämien

2023 ist die mittlere Prämie um 6.6% gestiegen. Auch 2024 steigen die Prämien um 8.4%. Leidtragende sind die Haushalte. Seit 2000 steigt die Belastung (gemessen am verfügbaren Einkommen). So steigt beispielsweise die durchschnittliche Prämienbelastung (gemessen am verfügbaren Einkommen) für eine Familie mit zwei Kindern bei einem Bruttoeinkommen nach der Verbilligung von 6.5% auf 14%. Dies ist eine Steigerung von 115%.
Per 1.1.2023 haben 1.1 Millionen Personen die Krankenkasse gewechselt. Dies entspricht dem Höchstwert seit 2010. Da auch per 2024 ein massiver Prämienanstieg erwartet wird, muss mit einer mindestens so hohen Wechselrate gerechnet werden. Dieser ist teuer. Neben der Provision von 70CHF kommen administrative Kosten von mind. 50CHF pro versicherte Person hinzu. Das sind mehr als 130 Millionen pro Jahr.

Zusätzlich muss jede Krankenkasse für jede Neukundin 100% Reserven hinterlegen. Jede neue Kundin bedeutet somit eine Reduktion der Solvenzquote der Krankenversicherung.

Kurzfristige Wechsel («Krankenkassen-Hopping») sind für die Kassen finanziell nicht interessant. Gleichzeitig ist aber der Wettbewerb zwischen den Versicherungen resp. die Wahlmöglichkeit der Versicherten das zentrale Argument für das aktuelle Krankenversicherungssystem.

Bei grossen Prämienanstiegen ist mit einer besonders hohen Zahl von Wechseln zu rechnen. Die Krankenversicherungen mit den günstigen Tarifen drohen deshalb mit vielen Neukunden überschwemmt zu werden (sog. «KPT-Effekt»), was teuer, administrativ äusserst aufwändig und kurz- bis mittelfristig gar nicht im Interesse der einzelnen Krankenversicherung ist. Deshalb dürfte ein Fehlanreiz bestehen, dass die Krankenversicherer die Prämien so hoch ansetzen, dass sie in diesem besonderen Jahr nicht die günstigsten Modelle anbieten.

Damit wird das Krankenversicherungswesen in ihrem Kern erschüttert. Der Wettbewerb spielt nicht mehr, wenn es gar keinen Anreiz mehr gibt, möglichst günstige Prämien anzubieten und damit möglichst viele Neukundinnen anzuziehen. Eine öffentliche Krankenkasse würde diesen Fehlanreiz beseitigen.

Ich wollte mehr dazu vom Bundesrat erfahren…