Votum, gehalten im Nationalrat anlässlich der Debatte zur Gletscherinitiative und des Gegenvorschlages vom 3. März 2022.
Heute sprechen wir über die sogenannte Gletscherinitiative.
Definitiv – in der Stadt gibt es keine Gletscher, die schmelzen. Schmelzen, weil wir untätig zusehen, wie die Klimakrise voranschreitet. Auch wenn ich beim Übername «Gletscherinitiative» eher an eine Initiative zur Rettung unserer schönen Berglandschaft denke, ist die Initiative eben keineswegs eine nur für die Bergwelt und Natur. Im Gegenteil.
Gerade die Städte leiden massiv unter der Klimaerhitzung. Die Menschen leiden. Denn die Klimaerwärmung hat nicht nur Einfluss auf die Natur, sondern auch auf die Menschen.
Die Gesundheit der Menschen wird bedroht. So erlitten alleine im Sommer 2019 521 Menschen den Hitzetod. Und jeder dritter hitzebedingte Todesfall ist auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, an der auch die Universität Bern beteiligt war.
Die Hitzebelastung ist in Städten besonders gross. Die vielen versiegelten Flächen heizen die Umgebung auf. Die Anzahl Tropennächte nehmen zu. Freiräume, Grünflächen, Entsiegelungen, Frischluftzufuhr, alles Massnahmen, welche wir und vor allem die Städte ergreifen müssen. Aber wir dürfen nicht nur Pflästerlipolitik betreiben, sondern auch die Ursachen bekämpfen.
Und dies tut sowohl die Initiative als auch der Gegenvorschlag. Das Problem wird an den Wurzeln – bei den Treibhausgasemissionen – angepackt.
Eine weitere gesundheitliche Folge der langanhaltend hohen Temperaturen ist die Begünstigung einer übermässige Mücken- und Zeckenzunahme. Die Veränderung der Ökosysteme begünstigt Infektionskrankheiten. Ein Beispiel dafür ist die Verbreitung der Tigermücke. Erlauben Sie mir die Nebenbemerkung, dass die Untätigkeit sowohl des Bundes wie auch der Kantone mehr als bedauerlich ist.
Eine weitere gesundheitliche Gefährdung aufgrund des Klimawandels betrifft die Verschmutzung der Gewässer durch übermässigen Feinstaub und die Ozonbelastung. Nachweislich sind dies Ursachen für frühzeitige Todesfälle und Krankheiten.
Mein Fazit, verehrte Damen und Herren: Klimaschutz ist auch Gesundheitspolitik. Wenn wir eine nachhaltige Gesundheitspolitik betreiben wollen, benötigen wir einen griffigen Klimaschutz. Und dies tut sowohl die Initiative als auch der Gegenvorschlag. Denn sie setzen bei den Ursachen an und verlangen einen verbindlichen Absenkpfad der Treibhausgasemissionen. Diesen verfassungsrechtlichen Rahmen benötigen wir, um einen bunten Strauss an Massnahmen zu ergreifen. Nebst dem Bouquet an Massnahmen zur Erreichung des Absenkpfades sind aber auch Investitionen zur Linderung der Auswirkungen notwendig. Entsiegelung, Begrünung und die Durchlüftung der Städte und den Schutz der empfindlichen Bevölkerung vor den Folgen von Hitzesommern. Denn auch wenn wir sofort anfangen mit einem konsequenten Absenkpfad, die menschengemachte Klimaerwärmung ist bereits fortgeschritten.
Ich danke Ihnen, wenn Sie sowohl die Initiative wie auch den Gegenvorschlag unterstützen.