Nun ist es soweit, ab dem 18. Dezember 2020 darf ich die Anliegen der Bevölkerung von Basel-Stadt im Nationalrat vertreten. Ich freue mich sehr darauf und möchte mich herzlich für das Vertrauen bedanken.
Als Stadtkanton haben wir, trotz unserer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung, nur fünf Sitze im Nationalrat: In Bern kommt es also auf uns alle an. Ich werde mich mit meiner ganzen Kraft für die fortschrittliche und städtische Schweiz einsetzen, für mehr Gerechtigkeit und Solidarität.
Dieser Anfang in Bern bedeutet jedoch auch Abschied nehmen vom Grossen Rat. Acht Jahre lang durfte ich als Grossrätin im Kantonsparlament politisieren und wurde erst vor wenigen Wochen mit einem Glanzresultat wiedergewählt.
Da sich das Engagement im Nationalrat nicht mit dem im Grossen Rat vereinbaren lässt, werde ich die Wahl in den Grossen Rat nicht annehmen. Der Rückzug aus dem Grossen Rat fällt mir dennoch nicht leicht. Im Grossen Rat hatte ich viele äusserst wertvolle und bereichernde Begegnungen, auch über die Parteigrenze hinweg. Politische Erfolge, viele Kompromisse und auch die eine und andere politische Niederlage. Das gehört alles dazu.
Nach meiner Wahl im Jahr 2012 konnte ich als jüngste Grossrätin zusammen mit dem ältesten Ratskollegen die Antrittsrede halten. Ich sprach über die Wichtigkeit der Vielfalt im Parlament: Egal ob jung oder alt, ob Frau, Mann oder anderes – das Parlament soll die gesamte Gesellschaft repräsentieren. Leicht provokativ rief ich den anderen Ratsmitgliedern in Erinnerung, dass ich als (damals) Jüngste noch am längsten mit unseren Entscheidungen zu leben hätte. Es waren Gedanken die mich auch heute noch begleiten.
Mit zahlreichen Vorstössen versuchte ich Basel mitzugestalten und einen Unterschied zu machen. Sechs Wochen Ferien für Lernende beim Kanton, die Einführung einer Elternzeit oder die Wiedereingliederung des Reinigungspersonals waren nur einige Anliegen, die ich erfolgreich einbringen konnte.
Doch Politik ist nichts was man alleine macht. Die Zusammenarbeit in der Fraktion wird mir fehlen. Auch das gemeinsame Wirken im Fraktionspräsidium mit Thomas Gander und Alex Dill. Oder die Kommissionsarbeit über die Parteigrenzen hinweg, die unsichtbare Knochenarbeit im Hintergrund.
Es war mir (und ist mir bis Ende Januar) eine Ehre die Gesundheits-und Sozialkommission zu präsidieren. Da denke ich beispielsweise an das schweizweit erste kantonale Behindertenrechtegesetz. Dafür waren zahlreiche Anpassungen von Spezialgesetzen notwendig, schliesslich wurde das Gesetz einstimmig (bei einer Enthaltung) vom Grossen Rat verabschiedet. Welch ein Erfolg!
Ebenfalls in Erinnerung bleibt mir die Erarbeitung der Topverdienersteuer. Ich weiss noch wie ich stundenlang vor dutzenden Exceltabellen sass und Varianten berechnete, immer mit dem Ziel, eine gerechte Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Dass die Initiative vom Volk angenommen wurde, zeigte mir, dass die basel-städtische Bevölkerung ein gerechtes Steuersystem will und es wichtig ist, Vorschläge aktiv – mit all unseren demokratischen (auch ausserparlamentarischen) Mittel einzubringen.
Ich freue mich schon jetzt gemeinsam mit der Parteibasis für unsere Anliegen zu politisieren.
Auch weiterhin werde ich für meine Anliegen kämpfen, Kompromisse suchen und für eine Politik für alle einstehen. Es ist mir eine grosse Ehre, dies zukünftig auf nationaler Ebenen machen zu können. Ich freue mich darauf und verspreche mein Bestes zu geben, denn Politik ist nichts weniger wie die Gestaltung der Zukunft. Auch in Bern setze ich mich für eine Zukunft für alle ein.