Bajour: Frau*MachtPolitik – meine Antworten

https://www.bajour.ch/frau-machtpolitik-das-sind-die-antworten-der-kandidierenden-kurz-vor-der-wahl

Wir wurden gebeten zu sieben Aussagen von Frauen* Stellung zu nehmen – hier meine Antworten dazu.

«Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft Mädchen und Frauen zuhört und gleich ernst nimmt, wenn sie sich politisch äussern. Und dass Frauen mehr zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen.»
Pauline Lutz, Gymnasiastin und Klimaaktivistin.

Stellungnahme Sarah Wyss: Diesen Wunsch habe ich auch. Aber leider ist es noch keine Realität. Wir Frauen müssen zusammenstehen – Frauensolidarität ist sehr wichtig. Denn wir leben noch immer in einer Männerdominierten Gesellschaft. Frauen sind kompetent, sind engagiert. Dennoch wird es uns weniger zugetraut. Wir müssen in allen Bereichen der Gesellschaft – also auch in der Politik – Spitzenpositionen einnehmen, um damit zu zeigen, dass wir es können – und dass man uns bitteschön ernst nehmen soll.

«Ich wünsche mir flexiblere Kitas in Basel und der Region. Und längeren Mutterschaftsurlaub.»
Julia Touray, Hebamme und alleinerziehende Mutter.

Stellungnahme Sarah Wyss: In der Förderung der Kitas besteht noch Handlungsbedarf. Es braucht mehr und bezahlbare Kitas sowie attraktivere Öffnungszeiten, die den Bedürfnissen der Eltern stärker Rechnung tragen. Dort müssen wir aber ein grosses Augenmerk darauf legen, dass die Arbeitsbedingungen– auch mit mehr Flexibilität – besser sind. Jahrelange unterbezahlte Praktika sind nicht tolerierbar – und auch die Löhne der BetreuerInnen sind zu tief. Der winzige Schritt –die aktuell vorgeschlagenen 2 Wochen Vaterschaftsurlaub – ist ein kleiner Fortschritt. Aber immerhin. Ich fordere aber ganz klar einen Paradigmenwechsel – und zwar eine Elternzeit von 38 Wochen. Das fordert auch die Motion, die ich gemeinsam mit meiner Kollegin Edibe Gölgeli eingereicht habe und welche noch im Oktober im Grossen Rat diskutiert wird.

«Ich wünsche mir mehr Mamis als Unternehmerinnen und mehr Papis, die hinter ihnen stehen.»
Nicole Ott, Geschäftsleitung Reinhard Ott AG.

Stellungnahme Sarah Wyss: Damit dies möglich ist, braucht es gute Rahmenbedingungen für Familien. Und es muss – gerade auch für einen Papi – möglich sein Teilzeit zu arbeiten. Neben den technisch-organisatorischen Fragen braucht es hier aber ganz klar ein Umdenken bei vielen Männern, die eher über ihren Kollegen schmunzeln, der als Vater sein Pensum reduziert, statt ihm den Rücken zu stärken.

«Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die offen ist für Neues. Von der Politik erwarte ich, dass sie sich der Angstpolitik gegen Minderheiten entschlossen entgegenstellt.»
Jennifer Perez alias La Nefera, Rapperin.

Stellungnahme Sarah Wyss: Eine Politik, die mit Ängsten spielt und sie schürt, ist schädlich für unser Zusammenleben. Ich will eine Politik machen, die Menschen sicher macht – in einem umfassenden Sinne. Dazu gehören gleiche Bildungschancen, eine Zukunftsperspektive, anständige Löhne, soziale Sicherheit, auch im Alter. Alles das sind für mich Elemente, die ich einer Angstpolitik entgegenstellen will.

«Ich wünsche mir, dass Menschen bei der Geburt nicht auf ein Geschlecht festgeschrieben werden.»
Katha Baur, queere*r Aktivist*in.

Stellungnahme Sarah Wyss:
Keine Festlegung für alle Kinder – das geht mir zu weit. Aber ich will, dass es für intersexuelle Kinder einen selbstbestimmten Weg zum eigenen Geschlecht gibt. Und ich unterstütze eine Öffnung des Personenstandsrechts, so dass Menschen, die sich nicht im Binären Modell einordnen können, es auch nicht müssen. 

«Ich wünsche mir einen festen Lohn für alle Bäuerinnen.»
Nadia Graber, Bäuerin.

Stellungnahme Sarah Wyss: Es darf nicht sein, dass Bäuerinnen ohne Lohn auf dem Hof arbeiten. Eine Lösung sehe ich in einem Angestelltenverhältnis – also mit einem Lohn und Sozialversicherung und Altersvorsorge. Jedoch besteht die Gefahr, dass dann meistens die Frau die Angestellte des Mannes Mann würde. Es müsste zwingend notwendig sein, dass die Höfe auch gemeinsam geführt werden können und beide gleichberechtigte PartnerInnen sind. Beide Teile könnten sich dann einen Lohn ausbezahlen und wären versichert.

«Ich wünsche mir einen Lohn von mindestens 4000 Franken für alle Tieflohnarbeitenden mit Lehrabschluss.»
Ramona Schneitter, Coiffeuse.

Stellungnahme Sarah Wyss: Es ist skandalös wie tief die Löhne – gerade in typischen Frauenberufen sind. Als Gesellschaft müssen wir diese Arbeiten – wie ein Haarschnitt – mehr wertschätzen, auch monetär. Auf nationaler Ebene wurde die Mindestlohninitiative leider abgelehnt. Aber auf kantonaler Ebene können wir bald über die Initiative für einen Mindestlohn von 23 Franken in der Stunde abstimmen. Eine Initiative, die ich gerne unterstützt habe. Wir müssen da müssen jetzt Vollgas geben! Kein Lohn unter 4‘000CHF!Bajour:

29.9.2019_SarahWyss