Foto: František Matouš
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen
Die letzten Tage und Monate waren hart. Die Welt sah zu, wie Kobane von den ISIS-Terroristen Stück für Stück eingenommen wurde und noch immer wird. Wie ihr, musste auch ich zuschauen – machtlos. Zuschauen, wie täglich Menschen ermordet werden. Und nun droht ein Massaker.
Während dieser Zeit bin ich in der sicheren Schweiz. – unfähig etwas an dieser unerträglichen Situation zu verändern.
Liebe kurdische Gemeinschaft hier in Basel – und auf der ganzen Welt: Ihr seid nicht alleine. Tausende zeigen heute ihre Solidarität – und auch ich möchte dies tun. Gemeinsam Hand in Hand gegen ISIS.
Vor 11 Jahren begann ich mich politisch zu engagieren. Der Grund war u.a. der drohende Irakkrieg der USA und seinen Verbündeten. Ich ging an jenem Donnerstagmorgen in die Stadt – gemeinsam mit Schulfreunden. 10‘000 SchülerInnen aus der Region standen auf dem Barfüsserplatz um gegen den Irakkrieg zu demonstrieren. Ein Krieg auf dessen Nährboden ISIS gewachsen ist. Ein Krieg, der so nie hätte stattfinden dürfen.
Nun stehe ich wieder da in der Innenstadt – 11 Jahre später – genauso machtlos und hilflos. Liebe Freundinnen und Freunde: Die zuschauende Welt trägt eine Mitschuld an der jetzigen Situation. Nebst dem Irakkrieg haben die Schweizer Waffenexporte für die Ausrüstung der ISIS mitgesorgt. Die Schweiz exportiert Kriegsmaterial. Am 6. März dieses Jahres wurden sogar diese Exportbedingungen noch erleichtert. Die Schweiz liefert Waffen an Saudi-Arabien, jene dann in die Hände der ISIS gelangen.
Ich fordere ein sofortiges Verbot von Kriegsmaterialexporte in alle Länder, die ISIS direkt oder indirekt unterstützen. Die Schweiz darf nicht zum Handlanger der ISIS werden. Die Menschenrechte stehen über jeglichen wirtschaftlichen Interessen! Fundamentalistische Regime aus wirtschaftlichen Gründen zu unterstützen ist ein Verbrechen! Die ISIS bedroht nicht nur Syrien, den Irak oder die Türkei – sondern alle demokratischen Staaten.
Wie vor 11 Jahren, damals noch als Schülerin an der Anti-Irakkrieg-Demo, stehe ich nun heute als Politikerin da – aber genauso machtlos und hilflos. Genauso besorgt und voller Angst. Angst vor der Zukunft. Wohin gehen wir, wenn Religionen missbraucht werden um Massenmorde zu rechtfertigen? Wohin gehen wir, wenn die wirtschaftlichen Interessen über den Menschenrechten stehen? Wohin gehen wir, wenn freie Meinungsäusserung kein Grundrecht mehr ist? Und vor allem: Wie können wir es verantworten unseren Kindern eine solche Welt zu hinterlassen!
Liebe Anwesende. Ja, ich alleine bin machtlos und hilflos. Aber gemeinsam können wir der Welt zeigen, dass wir nicht einverstanden sind. Gemeinsam sind wir stark. Deshalb danke für euer Kommen. Es ist wichtig, dass wir zeigen, dass wir Menschenrechte und Selbstbestimmung über wirtschaftliche Interessen stellen. Es ist wichtig, dass wir für eine Welt kämpfen, in der unsere Kinder frei und solidarisch miteinander leben können. Unabhängig von ihrer Ethnie, Religion oder ihrem Geschlecht.
Ich wünsche uns allen nun viel Kraft, und schicke meine herzlichen Solidaritätsgrüsse in die betroffenen Gebiete. Danke.