Das Hafenareal im Wandel

Der nun in den Startlöchern stehende Zwischennutzung im Hafenareal ging ein mühseliger und langer Kampf voran, bei dem die zuständigen Gremien immer wieder von neuem vom Nutzen einer Zwischennutzung überzeugt werden mussten. Fast schon überstürzt wurde dann vor gut einem halben Jahr ein Projektaufruf gestartet und das Areal staatlich kontrolliert einer Zwischennutzung zugeführt. Auf den ersten Blick ein Bekenntnis der Stadt zur Zwischennutzung. Und auf den zweiten Blick?

Die Art und Weise wie die Zwischennutzung im Hafenareal organisiert ist, scheint bei allen soweit akzeptiert zu sein. Es gibt nur wenig Unbehagen im Quartier, andere freuen sich sogar, und allescheinen zufrieden zu sein, zumindest soweit dass sich niemand wirklich beklagt: ein Kompromiss wie er wohl nur in der Schweiz zustanden kommen kann. Die Zwischennutzung besteht aus einem bisschen kommerzieller Nutzung, einembisschen Kultur, einem bisschen Gastronomie und fast alle Gruppierungen, die irgendwie einen Einfluss auf die Politik nehmen konnten und sich für das Arealinteressierten sind vertreten. Die Angebote sind auch nicht zu laut oder zu publikumsintensiv, so dass auch die Quartiersbevölkerung kaum tangiert wird, ausser sie begibt sich auf das Areal.

Es wurden die Begehrlichkeiten der unterschiedlichen Akteuren zufrieden gestellt. Mehr nicht. Das Potential dieser Zwischennutzung wurde verkannt bis bewusst ignoriert. Mögliche Konfliktstellen wurden schon im Voraus beseitigt. Formen der Selbstorganisation und Innovation wurden aus einemkonservativen und planerischen Verständnis betrachtet. Dieser Raum hätte sich aber für gesellschaftliche Experimente geeignet in dem aus der freien Fläche ein Aushandlungsfeld für alle hätte wachsen können. Jetzt sind es wenige. Zugegeben, es wäre eine Form von geordnetem Chaos gewesen. Zugegeben, viele hätten sich beklagt und das Verschwinden des neuen Unorts gefordert. Doch genau diese Forderungen, die Empörung über etwas das entsteht und dem man entgegentreten kann, hätte wichtige Impulse gegeben. Die einen hätten mitgestaltet, die anderen opponiert und andere wiederum hätten zu vermitteln versucht. Im Konflikt wären die Bedürfnisse ausgesprochen und jedem Einzelnen bewusst geworden, sowohl die Eigenen, als auch die der Anderen. Teilweisebraucht es eine Unordnung um Neues zu schaffen und so das Bewusstsein über die Gemeinsamkeiten und das Anderssein zu erlangen. Vielleicht wollte man aber genau dies verhindern, denn dieses Bewusstsein könnte für die spätere kommerzielle Umnutzung eine neue Allianz bedeuten, eine Allianz aus selbstbewussten und konflikterprobten Bürgerinnen und Bürgern die trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten bereit sind das Quartier zu gestalten, wenn wohl auch in einem anderen Sinn als die offizielle Stadtentwicklung – und so liegt das Interesse des Kantons wohl auch in der jetzigen Form der Zwischennutzung: langweilig, konfliktscheu und rückwärtsgewandt.